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P F I R B
Plattform Für InterReligiöse Begegnung

 

 

  Artikel / Texte

 


 

Für eine Kultur des Friedens

 

Die Plattform für interreligiöse Begegnung (PFIRB)

 

 

Religionen und Öffentlichkeit

Die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Öffentlichkeit ist heute sowohl in der Wissenschaft als auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie etwa der Politik oder den Medien ein vieldiskutiertes Thema. Vertreter der Sozialwissenschaften hatten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prognostiziert, dass sich das religiöse Leben mit der Entstehung von säkularen Gesellschaften zunehmend auf die private Sphäre zurückziehen werde. Dennoch ist die Religion in den vergangenen Jahren wieder verstärkt in der Öffentlichkeit sichtbar geworden. Dies ist der Grund, dass die Debatte um die Repräsentanz von sogenannten fremd-religiösen Gruppen im öffentlichen Raum wieder aktuell ist. Diese Debatte wird häufig ausgelöst durch die sichtbaren Zeichen der jeweiligen Religion wie religiöse Bauten oder religiöse Symbole in der Kleidung.

"Öffentlicher Raum" sind nicht nur konkrete Plätze, Märkte und Orte, sondern kann auch verstanden werden als allgemeine Bereiche, denen soziale Gruppen bestimmte Bedeutungen zuschreiben. Das Verhältnis der sozialen Gruppen zueinander ist in Bewegung. Dementsprechend bestehen im öffentlichen Raum angestammte neben jüngst erworbenen Rechten, etablierte neben noch ungefestigten oder bestrittenen Ansprüchen. In Österreich, wie in weiten Teilen Europas, spielen religiöse Bauten eine wichtige Rolle. Kirchtürme prägen ländliche Gebiete und Städte, in Sakralbauten wird Religion greifbar und sichtbar. Kirchen und Tempel spielen für die Anhängerschaft der jeweiligen Religionen als Symbol und als Orientierungshilfe eine grosse Rolle.

 

Machtverhältnisse

Die Innen- und die Außengestaltung werden allerdings stark von nicht-religiösen Faktoren mitbestimmt. Bauvorschriften spielen ebenso eine Rolle wie die soziale und rechtliche Stellung der jeweiligen Religionsgemeinschaften, ihr Image in der Gesellschaft und die sozioökonomische Lage ihrer Mitglieder.

Ähnliches gilt für das Tragen von religiösen Symbolen in der Kleidung. Es zeigt sich in beiden Fällen, dass der öffentliche Raum gesellschaftliche Werte und Machtverhältnisse widerspiegelt. Es hat sich in Österreich, wie in weiten Teilen Europas immer wieder gezeigt, dass das Vordringen nicht etablierter Religionen, wie es hier, etwa seit den späten 60er Jahren des 20.Jahrhunderts mit dem Islam geschah, zu sehr unterschiedlichen Reaktionen in der angestammten Bevölkerung geführt hat. Einerseits regte sich oft massiver Widerstand, andererseits kam es auch zu konstruktiven öffentlichen Diskussionen über Religionen und Kulturen und darüber hinaus zu gegenseitiger Akzeptanz.

 

Vielfalt als Chance

Wie immer diese Prozesse auch liefen und noch weiter laufen, kulturelle und religiöse Vielfalt ist heute ein Faktum in der österreichischen Gesellschaft und in den meisten europäischen Ländern. Damit ist nun die Notwendigkeit gegeben, innerhalb dieser Vielfalt miteinander zu kommunizieren. Die damit verbundenen Kontakte können zu Annäherung und gegenseitigem Verständnis führen. Es geht darum, einen bewussten Dialog zwischen den Religionen und den Kulturen und die Freude am Miteinander-Leben-Lernen zu fördern. Dies verlangt danach, klar und deutlich an rassistischen und fundamentalistischen religiösen und politischen Gruppierungen und Bewegungen Kritik zu üben.

Während der interkulturelle Dialog auf vielen Ebenen - des Gemeinwesens, der Kunst, der Wissenschaft und der Politik inzwischen gelebt wird, pflegen den interreligiösen Dialog bisher eher kleine Gruppen und Spezialisten.

 

Konflikte überwinden

Im beruflichen und im privaten Alltag leben und arbeiten Menschen unterschiedlicher Religion zwar oft problemlos zusammen, in Konfliktfällen entstehen aber schnell vorurteilsbelastete religiöse Etikettierungen und es kommt zu Abneigungen und zu Ressentiments. In dieser Situation und auf Grund österreichischer und weltweiter gesellschaftspolitischer Konflikte und Spannungen mit starken religiösen Bezügen und wegen der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit haben sich engagierte VertreterInnen aller großen Religionen und Konfessionen gefunden, um den Geist der Liebe und der Verbundenheit zwischen den Religionen und unter den Menschen zu fördern.

 

Die PFIRB

Als Basis dafür wurde die "Plattform für interreligiöse Begegnung" (PFIRB) in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts eingerichtet. Ziel der PFIRB ist es, sich um eine Kultur des Friedens und des Miteinanders zu bemühen durch

- Begegnungen von Angehörigen verschiedener Religionen an der Basis,

- Schaffung von Voraussetzungen, um Vorurteile abzubauen,

- Förderung von gegenseitigen Respekt,

- Verstärkung sozialer Kommunikation,

- eine Haltung gegenseitigen Verständnisses und aktiver Gewaltfreiheit.

 

Die "Plattform für interreligiöse Begegnung" (PFIRB) ist ein parteiunabhängiges, interreligiöses Personenkomitee mit VertreterInnen aller Weltreligionen, das sich mit Basisarbeit befasst. Ihre Aufgaben sind vor allem folgende:

- Förderung von Veranstaltungen wie "Tagen der offenen Tür",

- Organisation und Förderung interreligiöser Veranstaltungen aller in einer Region/Bezirk vertretenen Religionsgemeinschaften,

- Initiierung und Förderung interreligiöser Plattformen in Bezirken/Regionen,

- Solidarisierung mit Menschen die diskriminiert werden,

- kritische Abgrenzung von rassistischen, fundamentalistischen religiösen und politischen Gruppierungen und Bewegungen

- Unterstützung von regionalen interreligiösen Projekten,

- Beistehen bei der Lösung von Problemen, welche durch die Religionszugehörigkeit entstanden sind.

 

Die Mitglieder der PFIRB sind überzeugt, dass der Friede dort Gestalt annimmt, wo wir uns in unserem persönlichen Umfeld mit den interreligiösen und interkulturellen Problemen konstruktiv auseinandersetzen und als Angehörige verschiedener Religionen offen und engagiert zusammenarbeiten. Die PFIRB hat sich aufgemacht, Wege des Friedens auf der Grundlage der jeweiligen Glaubenstradition zu suchen und zu verwirklichen.

 

Veröffentlich in: „sichtbar und aktiv – Religionen im öffentlichen Raum“, ksoe-Dossier 08/2010 (Dezember 2010), S. 26-27. (www.ksoe.at)

 


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